- Wahlen!!!

Bei mir wählt der Hund

Was man mir vor den letzten Bundestagswahlen zugemutet hat, passiert mir kein zweites mal: Freunde nahmen mich auf eine Wahlkundgebung in einer Landgaststätte mit. Hätte es nichts zu essen gegeben, würde der Abend zu den unsinnigsten meines Lebens zählen. Dort redeten zwei Politiker, die ich nicht kannte, über Dinge, von denen sie nichts verstanden und beantworteten Fragen derart unverschämt ausweichend, daß ich erhebliche Neigung verspürte, die ganze Versammlung hochgehen zu lassen. Am Schluß gab es Plastikkärtchen mit 10 Versprechungen, die inzwischen von den meisten vergessen wurden, ein weiterer Beleg für die Verfassung der Mehrheit des Wählervolkes. Noch etwas ist mir dort aufgefallen. Die meisten der Anwesenden hatten diesen devoten Blick, den Sie vielleicht von denen kennen, die in der Kirche meistens ganz vorn sitzen: von unten nach oben, als wären sie Zeitzeugen eines besonderen Ereignisses. Allerdings fand die Veranstaltung in einer mir fremden Gegend statt. Womöglich blicken die Leute dort immer so, selbst beim Anblick des Bürgermeisters.

Lag dieser Tage auch in Ihrem Briefkasten eine Wahlberechtigungskarte, wozu Sie sich fragten, was man nun schon wieder von Ihnen will? Sie sollen wählen, wobei ich Ihnen viel Glück wünsche. Auch ich werde wählen, weiß aber nicht wen, weil darüber mein Hund entscheidet. Ich habe mich dazu entschlossen, weil ich von allen großen Parteien weder Antworten zu Fragen des heuchlerischen Tierschutz im diesem Land erhielt, noch dazu, warum Bundes- und Länderministerien, sowie Behörden ihren gesetzlichen Pflichten nicht nachkommen und Heimtiere in gleichem Maße vor schädlichen Futtermitteln und Futtermittelzusätzen schützen, wie man das angeblich im Nutztierbereich tut. Weil das Futtermittelrecht nicht zwischen Nutz- und Heimtieren trennt, gibt es hierfür nur drei Antworten. Entweder Heimtiere interessieren den Gesetzgeber nicht, man ist zu faul, oder man möchte keinen Ärger mit der Industrie. Solange man sich hierzu nicht äußert, unterstelle ich letzteres und ziehe meine Lehren daraus: Wie man mit Tieren  umgeht, so geht man auch mit Menschen um. So einfach ist das.

Damit man nun aber den Hund nicht belügt, weil man Hunde und ihre Halter seit langem belügt, und dies ganz besonders perfide betreibt, hänge ich Würste auf, von denen jede eine andere Nummer trägt. Weil Hunde eventuell doch lesen können, was allgemein bestritten wird, oder sonstwie beeinflussbar sind, ohne das ich weiß wie, steht jede Zahl für eine Partei, ohne das ich weiß für welche. Das weiß nur mein Metzger. Allerdings traue ich dem ebenso wenig, wie seinen Würsten, weshalb die Übermittlung der Zahl an den Metzger durch eine Person erfolgen wird, die der Metzger noch nie gesehen hat - dies vermeidet ein Komplott der beiden. Dem Metzger auf diese Weise übermittelte Zahl wird diejenige sein, die auf der Wurst steht, in die mein Hund zuerst beisst. Nach erfolgtem Ankreuzen im Wahlzettel, dessen Mühe ich mir damit auch erspare, geht der beim Metzger zu verschließende, bereits frankierte Umschlag, an mich zurück und wird von mir in den Briefkasten eingeworfen, beim nächsten Einkauf, damit auch damit keine Zeit verplempert wird. Mit dem Ärger über das Briefporto kann ich leben. Ansonsten stellt mich das Verfahren sehr zufrieden: Hunde wählen Politiker. Schade daß es nicht mehr sind.

Peter Grunert / 23.08.2002

 



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