Hamburg/Berlin (dpa) - CDU und FDP haben nach einer Wahl-Umfrage
des Forsa-Instituts erstmals seit März keine Mehrheit mehr. Nach
der Erhebung für das Magazin «Stern» und den privaten TV-Sender
RTL kommen Union und FDP gemeinsam auf 48 Prozent - genau so viel
wie SPD, Grüne und PDS zusammen.Nach einer Umfrage des
Allensbach-Instituts im Auftrag der «Frankfurter Allgemeinen
Zeitung» (Mittwoch) konnte Schwarz-Gelb dagegen weiter zulegen und
seinen Vorsprung ausbauen. Danach kamen CDU und FDP auf 51,4
Prozent. SPD, Grüne und PDS erreichten zusammen 45,5 Prozent.
Außerdem machte das Allensbach-Institut unter den Deutschen eine
deutlich stärkere Wechselstimmung aus.
Während im Frühjahr vergangenen Jahres 29 Prozent der
Bevölkerung einen Regierungswechsel für wünschenswert hielten,
sind es laut Allensbach nun 44 Prozent. Gegen einen Wechsel
sprachen sich im Frühjahr vergangenen Jahres 38 Prozent aus, elf
Prozentpunkte mehr als jetzt. Unter den CDU/CSU-Anhängern wünschen
sich laut Allensbach 75 Prozent einen Regierungswechsel. Bei den
SPD-Anhängern sprechen sich dagegen nur 55 Prozent gegen einen
Wechsel aus.
Von Forsa wurden zwischen dem 3. und 8. Juni repräsentativ 3005
Bundesbürger befragt, Allensbach befragte nach eigenen Angaben
zwischen dem 25. Mai und 4. Juni 2000 Menschen.
Laut Forsa ist die Union im Vergleich zur Vorwoche um zwei
Prozentpunkte auf 38 Prozent gefallen, die FDP hat sich um einen
Prozentpunkt leicht auf 10 Prozent erholt. Die SPD konnte - so der
«Stern» - in der fünften Woche hintereinander einen Prozentpunkt
dazugewinnen. 36 Prozent der Wähler würden danach den
Sozialdemokraten jetzt ihre Stimme geben. Seit Wochen unverändert
bei sechs Prozent liegen die Grünen und die PDS.
Das Allensbach-Institut rechnet mit einem gänzlich anderen
Wählerverhalten. Nach seinen Erhebungen entschieden sich bei der
«Sonntagsfrage» 39 Prozent für CDU/CSU und 12,4 Prozent für die
FDP. Im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage vom 15. Mai
entspricht dies einem Plus von 0,8 Punkten für die Union und einem
Minus von 0,4 Punkten für die Liberalen. Die SPD verlor laut
Allensbach erneut und kam auf 32,2 Prozent (minus 1). Die Grünen
legten 0,7 Punkte zu und erreichten 7,1 Prozent. Das PDS-Ergebnis
blieb mit 6,2 Prozent unverändert.
Weiter gestiegen ist laut Forsa das Ansehen von Bundeskanzler
Gerhard Schröder (SPD). Auf die Frage «Wen würden Sie direkt zum
Kanzler wählen?» entschieden sich 44 Prozent der Befragten für den
SPD-Chef, zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Sein
Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) liegt unverändert bei 28
Prozent. FDP-Chef Guido Westerwelle würden nur zehn Prozent der
Befragten als Kanzler sehen wollen.
Schlechte Noten auch für Westerwelles Stellvertreter Jürgen
Möllemann: 74 Prozent der Deutschen wollen
nicht, dass der FDP-Vize in der Bundespolitik eine größere Rolle
spielt. Dafür sprachen sich 15 Prozent aus. Auch Allensbach
diagnostiziert bei den Liberalen durch den von Möllemann
ausgelösten Antisemitismus-Streit Sympathieeinbußen. Die Folgen
seien jedoch relativ gering. Die FDP notiere nach wie vor
zweitstellig.